Re: Ferrari F40 / F50 / Enzo (F60) / FXX / F70
Verfasst: 07 Feb 2013, 14:13
Aus dem Ferrari Forum...
Die 10 Gebote - Ferrari F40
Das sich nähernde 25-jährige Jubiläum des Ferrari F40 hatte mich veranlasst, etwas in meinem – doch sehr reichhaltigen – persönlichen F40-Archiv zu stöbern. Viele der damaligen Lobeshymnen befassten sich irgendwie mit den 10 Geboten. Das nahm ich zum Anlass mal ein paar Zeilen dazu zusammen zu fassen.
Wir versetzen uns 25 Jahre zurück!
Wir schreiben den 21. Juli 1987. Ein Jahr nach der Projektfreigabe durch den FIAT-Vorstandes am 16. Juli 1986 war es nach nur einjähriger Entwicklungszeit soweit. Der 89-jährige Commentadore, der das Projekt persönlich vorangetrieben hatte, stellte den F40 im Centro Civico di Maranello einer ausgewählten Journalistenschar, persönlich vor. „Wir haben uns entschlossen einen besonders leistungsstarken Wagen zu entwickeln.“ Mit diesem Worten legte er gleichzeitig den Grundstein zu einer Legende. Der F40 sollte der letzte Ferrari sein, der von Enzo Ferrari persönlich vorgestellt wurde.
Wir schreiben also das Jahr 1987 und mit 478 PS auf rund 1.100 kg und einer atemberaubenden Pininfarina-Karosserie fühlte man sich schon ziemlich nahe am Zenit zur Hölle. Die 10 Gebote wurden seinerzeit neu definiert.
Erstes Gebot (vom Warum)
Du sollst keine anderen Götter neben dir dulden
Beim F40 haben wir es mit der Rasse der Rennsportwagen im Freigehege des öffentlichen Straßenverkehrs zu tun. Das macht uns natürlich stutzig, weil wir zwar im Kopf alle kleine Niki Laudas sind, aber Arme und Beine wollen in solch einen Stück italienischer Wildnis eben etwas virtuoser koordiniert sein, als im Golf Diesel, der, wenn wir mal nicht gerade F40 fahren, in der Garage dümpelt und auf seinen Herrn wartet.
Und für den ganz großen, tosenden Applaus von Castrop-Rauxel reicht es ebenso wenig, von einer Ampel zur nächsten zu heizen, um dort das kleine, eckige Plexiglas-Fenster im Stile eines Paul Newman zu bedienen und das Fräulein am Zebrastreifen anzusäuseln: „Wo, bitte schön, geht’s hier nach Le Mans?“
Was wollen uns diese Worte sagen? Der Ferrari F40 ist kein Auto wie du und ich. Er ist der verwilderte Nachfahre des vor wenigen Jahren in 272 Exemplaren gebauten 288 GTO. Der F40 ist sozusagen der GTOO. Noch präziser: GTOOoohh!!!
Weil die Ferrarileute aber etwas schüchtern sind mit solch griffiger Bezeichnungen heißt der intern urspünglich „Le Mans“ getaufte GTO-Nachfolger schlicht: F40.
Falsch ist, dass der F40 das Pendant zum Porsche 959 verkörpert, auch wenn alle Welt sagt, es müsse so sein und es herrsche Krieg zwischen Schwaben und der Emilia, zwischen 6-Zyl.-Boxer und V8. Wahr ist, das der F40 – im Gegensatz zum Porsche – auf alles verzichtet, was nach Trend oder High-Tech müffelt, statt dessen sich auf die alten Werte besinnt, was ein Auto zum schnellsten der Welt macht. Und wahr ist, dass der F40 eigentlich nicht in limitierter Stückzahl gebaut wird, er aber trotzdem bereits als ausverkauft gilt. Dazu nur soviel: Ferrari-Logik lernt man nicht im Mathematikunterricht…..Um als in den Genuss zu kommen, 444.000 Mark ausgeben zu dürfen, muss man irgendwie um die besonderen Weihen der Ferrari-Manager buhlen oder die Segnung durch Enzo anstreben. Aber, Geld alleine? „Sorry, wir sind ausgebucht. Es ist kein einziges F40-Zimmer mehr frei.
Fragt sich: Wer zum Teufel sind die 400 oder 500 Auserwählten des Planeten? Über 100 F40 sollen sogar nach Germanien wachsen. Das System das sich die F40-Verteiler ausgedacht haben ist freilich so gerecht wie simpel: „Nur alte Ferrari-Stammkunden werden mit einem F40 belohnt.“
Zweites Gebot (vom Nutzen)
Du sollst heizen und sonst nichts
So ein Auto wie der F40, das wird dir schnell klar, achtet unheimlich auf Zucht und Ordnung. Als Gepäck verzeiht er dir die Zahnbürste nur, wenn du sie im Innenfutter deines Blazers trägst. Ansonsten hast du eigentlich immer gepackt…..
Tatsache ist: Der F40 subtrahiert einem unerbitterlich viel weg vom Leben. Den Urlaub, den Hund, das Einkaufenfahren, den Zwei-Freundinnen-Transport und den Käfig fürs Meerschweinchen.
Übrig bleiben zwei vor allem dem Fahrer ziemlich ausfüllende Tätigkeiten: zu sitzen und zu heizen. Das schärft den Sinn fürs Wesentliche – und wir werden nimmer müde, ohne Kofferraum und Handschuhfach bei Tempo 300 „Halleluja“ zu schreien.
Drittes Gebot (von der Optik)
Du sollst geil aussehen
Wenn man vom F40 erzählt, kommt man am Heckflügel nicht vorbei, denn der alleine spendiert den Tunern den Geschmack der kommenden Jahre. Und es steht außer Frage: Der F40 sieht auch sauschnell aus. Sogar so schnell, dass er für eine ganz neue Foto-Technik taugt: Den Drift im Stand. Ihr Freunde von der sauberen Linie müsst nur das Licht spitzfindig genug setzen und das Auge auf 478 PS fokussieren, dann fangen die F40-Muskeln und der Fast-Zwei-Meter-Hintern von ganz alleine an zu tänzeln.
Pininfarina, der Mann, der von Ferrari stets ins Vertrauen gezogen wird, wenn der Farbe Rot neue Symbolkraft verliehen werden soll, überzuckerte den F40 mit zahllosen Rippen und Gittern und Schächten und Schlitzen. Hier noch eine Brise NACA, da noch ein Schuss Ritze. Alles im Sinne von gesunder Thermik, geiler Optik und tüchtiger Aerodynamik. Sogar der Wagenboden ist fast glatt.
Unter allem, was die rot bespritzten Verbundwerkstoffe, das Kevlar und das Karbonfiber kaschieren, steckt ja eigentlich ein Ferrari 308. Jawohl: Der kleinste und schönste aller Jetzt-Ferrari ist die Urzelle, das Samenkorn. Aber das Eigentliche ist eben nicht immer das Hauptsächliche.
Selbst die gewieftesten Tankwarte an den Autobahnen, denen während einer normalen Woche immerhin der ganze Auto-Katalog vor die Zapfpistole springt, wissen das nicht. Aber sie kontrollieren beim F40 unheimlich gern das Öl. Weil, dann bleibt der F40 noch einen Takt länger bei ihnen, und den Ölstab können sie schon von außen peilen. Denn der F40 zeigt offenherzig, was er hat: Das Dach des Motors ist aus Plexiglas. Das fördert eine Unmenge Schaulustige arg eng an die rote Kathedrale und – mit Verlaub – nervt mit der so mächtig, dass nur noch die Peitsche hilft, um das begeisterte Volk rudelweise davon zu scheuchen.
An Tankstellen ist es am schlimmsten. Das Schuppentier läßt sich strippen wie ein Matchbox-Auto bester Sorte. Räder, Motor, alles liegt frei. Im Nu sind alle Pilger bei dir. Sie fragen und sie löchern dich, sie wollen deine letzten WM-Siege wissen und deine besten Rundenzeiten und sie sind sicher, dass du der Niki bist: „Wo hat er denn sein Kapperl? Der hat ja doch beide Ohren.“ Und so weiter. Beenden musst du solche Aufläufe mit jener Gelassenheit, die dich als Mann der Stunde an der Tankstelle auszeichnet: „Hört her, ich fahre gerade mein ganz persönliches Langstreckenrennen. Hamburg – Stuttgart in stark zwei Stunden. Das sollte klappen, wenn die Nacht bald herinbricht, der Verkehr dünnwandig bleibt und ihr brav die Boxenstraße freimacht, sonst ist die Lufthansa doch noch vor mir am Ziel.“
Viertes Gebot (vom Temperament)
Sei gnadenlos und wild
Jetzt geht’s ans Eingemachte.324 km/h, das ist Ferrari gegen den Rest der Welt. Auf dem Tacho steht 360! 0 bis 100 km/h wird offiziell nicht angegeben, weil es dazu ziemlich fingerfertige Füße und Arme braucht. Aber vier Sekunden sind eine realistische Marke. Dafür sind 0 bis 200 offiziell: 11 Sekunden.
Bei 280 steht das Gas auf Dreiviertel, und der Sauhund legt noch immer zu wie ein Golf GTI ab 100. Und Vollgas ist immer eine gefährliche Sache: Noch nach dem Schalten in den dritten Gang bleibt eine F40-Duftmarke aus schwarzem Gummi-Abrieb zurück, und die kleinen Nackenschläge bei jedem Beschleunigen sind ein gutes Training für Starfighter-Piloten.
Dabei kann man ich einmal sagen, dass die beiden Turbolader sich mit 1,1 bar Ladedruck an der Menschheit vergehen. Sie setzen eigentlich weich ein und früh. Aber 478 PS, das sind eben auch nur 150 PS weniger als ein Formel 1-Ferrari. Und 1.100 F40-Kilo sind eigentlich nicht viel. Aber mit dem Eigentlich, das hatten wir schon…..
Fünftes Gebot (von der Akustik)
Sage was du zu sagen hast
6.000 Touren, zirka Tempo 260, noch rund 1.500 Touren oder 60 km/h entfernt vom Fixpunkt der Hölle. Der Ferrari-Mann neben mir schrie: „Ein GTO ist lauter.“ – „Wie bitte?“ – Der Rest ging im Lärm unter…
Genauer: untenrum klingt der V8 voluminös, nicht so metallig-kratzig wie andere Ferrari, dann beginnen langsam die konzertanten Töne der gesamten Mechanik, obenrum spielt jedes Ventil und jedes Rädchen eine eigene Kadenz, die Plexiglas-Lamellen der Motorhaube schlackern. Zusammen macht das: „Ein GTO ist lauter“
Sechstes Gebot (vom Handling)
Sei ein tapferer Italiener
Der F40 ist ein Hecktriebler. Der F40 hat 478 PS. Manchmal regnet es auch dieser Welt. Die Welt ist böse. Wir wollen beten….. Das Fahren beginnt mit dem Lenken. Doch der F40 lenkt wie kein zweiter. Nicht wirklich zäh, aber etwas kraftraubend (nix Servo). Und direkt. Uuuuhhh. Der Maßstab des Lenkens beim F40: Ein Millimeter am Lenkrad sind zwei Kilometer in der Natur……. Und ein Millimeter zuviel am Gaspedal sind drei Pirouetten in der Wiese. Und ein Millimeter auf dem Bremspedal (nix Servo) sind „und schon stehen wir“.
Siebtes Gebot (vom Komfort)
Du sollst hart sein wider deinen Nächsten
Der Indianer kennt keinen Schmerz. Er kennt die Attacken seiner Wildpferde. Nur: ein F40 vibirert mehr. Der perfekte Massage-Salon. Miriam im „Roten Teufel“ könnte das nie vollbirngen, was dieser rote Vibrator schafft. Und die Kieselsteine kommen alle zu dir herein, sie kneifen und zwicken, wenn der F40 sich nicht gerade aus einem Schlagloch erhoben hat, weil die Federung (Federung?) nicht Herr geworden ist. Aber: Niemand wird zum F40-Fahren gezwungen…
Achtes Gebot (vom Alltag)
Mache deinen Herrn zum Sklaven
Sagen wir mal so: Der F40 ist kein typisches Stadtauto. Rennen ist ihm lieber als Einparken. Da muss man nicht so lange die Kupplung treten, folglich werden die Frequenzen der Wadenkrämpfe kürzer und auch das Klicklack des Schaltens geht flüssiger aus dem Handgelenk. Von der Übersicht wollen wir gar nicht reden: Der F40 ist für den Blick nach vorne gebaut und sonst gar nichts.
Neuntes Gebot (von der Ausstattung)
Sei ein Asket und leg die Filzpantoffel an
Wir turnen hinein in die Welt des nackten Kevlar ohne Teppich und Luxus, schwingen über den Barren der Eingangspforte, sinken hinab in die rote Nussschale von Sitz, blicken auf das Allernötigste (fünf Instrumente, zwei Schalter für Lüftung und Heizung, Lenkrad, Schaltstock, Ende), das von grauem Filz liebevoll umgarnt ist, ziehen die papierenen Türen mit Seilzug ins Scharnier und fragen uns noch mal: sagten wir Filz und nackt und Seilzug? Und es ist bestimmt kein getunter Trabbi?
Zehntes Gebot (vom Bezahlen)
Verkaufe Deine Haut teuer
650 Millionen Lire klingen besser als 444.000 Mark, 20, 30 oder 40 Liter Sprit-Konsum im Schnitt machen jeden Tankwart happy, und überhaupt ist alles unbezahlbar. Das Gute daran für die Auserwählten ist: Bald wird man eine Million Deutschmark und mehr für einen F40 bieten und der Verbrauch ist immer noch derselbe.
Wir haben gelernt: Der Ferrari F40 ist ein Straßen-Rennwagen und kein italienischer Porsche 959 .
Fazit: Es gibt Antworten, da fehlen einfach die richtigen Fragen.


Die 10 Gebote - Ferrari F40
Das sich nähernde 25-jährige Jubiläum des Ferrari F40 hatte mich veranlasst, etwas in meinem – doch sehr reichhaltigen – persönlichen F40-Archiv zu stöbern. Viele der damaligen Lobeshymnen befassten sich irgendwie mit den 10 Geboten. Das nahm ich zum Anlass mal ein paar Zeilen dazu zusammen zu fassen.
Wir versetzen uns 25 Jahre zurück!
Wir schreiben den 21. Juli 1987. Ein Jahr nach der Projektfreigabe durch den FIAT-Vorstandes am 16. Juli 1986 war es nach nur einjähriger Entwicklungszeit soweit. Der 89-jährige Commentadore, der das Projekt persönlich vorangetrieben hatte, stellte den F40 im Centro Civico di Maranello einer ausgewählten Journalistenschar, persönlich vor. „Wir haben uns entschlossen einen besonders leistungsstarken Wagen zu entwickeln.“ Mit diesem Worten legte er gleichzeitig den Grundstein zu einer Legende. Der F40 sollte der letzte Ferrari sein, der von Enzo Ferrari persönlich vorgestellt wurde.
Wir schreiben also das Jahr 1987 und mit 478 PS auf rund 1.100 kg und einer atemberaubenden Pininfarina-Karosserie fühlte man sich schon ziemlich nahe am Zenit zur Hölle. Die 10 Gebote wurden seinerzeit neu definiert.
Erstes Gebot (vom Warum)
Du sollst keine anderen Götter neben dir dulden
Beim F40 haben wir es mit der Rasse der Rennsportwagen im Freigehege des öffentlichen Straßenverkehrs zu tun. Das macht uns natürlich stutzig, weil wir zwar im Kopf alle kleine Niki Laudas sind, aber Arme und Beine wollen in solch einen Stück italienischer Wildnis eben etwas virtuoser koordiniert sein, als im Golf Diesel, der, wenn wir mal nicht gerade F40 fahren, in der Garage dümpelt und auf seinen Herrn wartet.
Und für den ganz großen, tosenden Applaus von Castrop-Rauxel reicht es ebenso wenig, von einer Ampel zur nächsten zu heizen, um dort das kleine, eckige Plexiglas-Fenster im Stile eines Paul Newman zu bedienen und das Fräulein am Zebrastreifen anzusäuseln: „Wo, bitte schön, geht’s hier nach Le Mans?“
Was wollen uns diese Worte sagen? Der Ferrari F40 ist kein Auto wie du und ich. Er ist der verwilderte Nachfahre des vor wenigen Jahren in 272 Exemplaren gebauten 288 GTO. Der F40 ist sozusagen der GTOO. Noch präziser: GTOOoohh!!!
Weil die Ferrarileute aber etwas schüchtern sind mit solch griffiger Bezeichnungen heißt der intern urspünglich „Le Mans“ getaufte GTO-Nachfolger schlicht: F40.
Falsch ist, dass der F40 das Pendant zum Porsche 959 verkörpert, auch wenn alle Welt sagt, es müsse so sein und es herrsche Krieg zwischen Schwaben und der Emilia, zwischen 6-Zyl.-Boxer und V8. Wahr ist, das der F40 – im Gegensatz zum Porsche – auf alles verzichtet, was nach Trend oder High-Tech müffelt, statt dessen sich auf die alten Werte besinnt, was ein Auto zum schnellsten der Welt macht. Und wahr ist, dass der F40 eigentlich nicht in limitierter Stückzahl gebaut wird, er aber trotzdem bereits als ausverkauft gilt. Dazu nur soviel: Ferrari-Logik lernt man nicht im Mathematikunterricht…..Um als in den Genuss zu kommen, 444.000 Mark ausgeben zu dürfen, muss man irgendwie um die besonderen Weihen der Ferrari-Manager buhlen oder die Segnung durch Enzo anstreben. Aber, Geld alleine? „Sorry, wir sind ausgebucht. Es ist kein einziges F40-Zimmer mehr frei.
Fragt sich: Wer zum Teufel sind die 400 oder 500 Auserwählten des Planeten? Über 100 F40 sollen sogar nach Germanien wachsen. Das System das sich die F40-Verteiler ausgedacht haben ist freilich so gerecht wie simpel: „Nur alte Ferrari-Stammkunden werden mit einem F40 belohnt.“
Zweites Gebot (vom Nutzen)
Du sollst heizen und sonst nichts
So ein Auto wie der F40, das wird dir schnell klar, achtet unheimlich auf Zucht und Ordnung. Als Gepäck verzeiht er dir die Zahnbürste nur, wenn du sie im Innenfutter deines Blazers trägst. Ansonsten hast du eigentlich immer gepackt…..
Tatsache ist: Der F40 subtrahiert einem unerbitterlich viel weg vom Leben. Den Urlaub, den Hund, das Einkaufenfahren, den Zwei-Freundinnen-Transport und den Käfig fürs Meerschweinchen.
Übrig bleiben zwei vor allem dem Fahrer ziemlich ausfüllende Tätigkeiten: zu sitzen und zu heizen. Das schärft den Sinn fürs Wesentliche – und wir werden nimmer müde, ohne Kofferraum und Handschuhfach bei Tempo 300 „Halleluja“ zu schreien.
Drittes Gebot (von der Optik)
Du sollst geil aussehen
Wenn man vom F40 erzählt, kommt man am Heckflügel nicht vorbei, denn der alleine spendiert den Tunern den Geschmack der kommenden Jahre. Und es steht außer Frage: Der F40 sieht auch sauschnell aus. Sogar so schnell, dass er für eine ganz neue Foto-Technik taugt: Den Drift im Stand. Ihr Freunde von der sauberen Linie müsst nur das Licht spitzfindig genug setzen und das Auge auf 478 PS fokussieren, dann fangen die F40-Muskeln und der Fast-Zwei-Meter-Hintern von ganz alleine an zu tänzeln.
Pininfarina, der Mann, der von Ferrari stets ins Vertrauen gezogen wird, wenn der Farbe Rot neue Symbolkraft verliehen werden soll, überzuckerte den F40 mit zahllosen Rippen und Gittern und Schächten und Schlitzen. Hier noch eine Brise NACA, da noch ein Schuss Ritze. Alles im Sinne von gesunder Thermik, geiler Optik und tüchtiger Aerodynamik. Sogar der Wagenboden ist fast glatt.
Unter allem, was die rot bespritzten Verbundwerkstoffe, das Kevlar und das Karbonfiber kaschieren, steckt ja eigentlich ein Ferrari 308. Jawohl: Der kleinste und schönste aller Jetzt-Ferrari ist die Urzelle, das Samenkorn. Aber das Eigentliche ist eben nicht immer das Hauptsächliche.
Selbst die gewieftesten Tankwarte an den Autobahnen, denen während einer normalen Woche immerhin der ganze Auto-Katalog vor die Zapfpistole springt, wissen das nicht. Aber sie kontrollieren beim F40 unheimlich gern das Öl. Weil, dann bleibt der F40 noch einen Takt länger bei ihnen, und den Ölstab können sie schon von außen peilen. Denn der F40 zeigt offenherzig, was er hat: Das Dach des Motors ist aus Plexiglas. Das fördert eine Unmenge Schaulustige arg eng an die rote Kathedrale und – mit Verlaub – nervt mit der so mächtig, dass nur noch die Peitsche hilft, um das begeisterte Volk rudelweise davon zu scheuchen.
An Tankstellen ist es am schlimmsten. Das Schuppentier läßt sich strippen wie ein Matchbox-Auto bester Sorte. Räder, Motor, alles liegt frei. Im Nu sind alle Pilger bei dir. Sie fragen und sie löchern dich, sie wollen deine letzten WM-Siege wissen und deine besten Rundenzeiten und sie sind sicher, dass du der Niki bist: „Wo hat er denn sein Kapperl? Der hat ja doch beide Ohren.“ Und so weiter. Beenden musst du solche Aufläufe mit jener Gelassenheit, die dich als Mann der Stunde an der Tankstelle auszeichnet: „Hört her, ich fahre gerade mein ganz persönliches Langstreckenrennen. Hamburg – Stuttgart in stark zwei Stunden. Das sollte klappen, wenn die Nacht bald herinbricht, der Verkehr dünnwandig bleibt und ihr brav die Boxenstraße freimacht, sonst ist die Lufthansa doch noch vor mir am Ziel.“
Viertes Gebot (vom Temperament)
Sei gnadenlos und wild
Jetzt geht’s ans Eingemachte.324 km/h, das ist Ferrari gegen den Rest der Welt. Auf dem Tacho steht 360! 0 bis 100 km/h wird offiziell nicht angegeben, weil es dazu ziemlich fingerfertige Füße und Arme braucht. Aber vier Sekunden sind eine realistische Marke. Dafür sind 0 bis 200 offiziell: 11 Sekunden.
Bei 280 steht das Gas auf Dreiviertel, und der Sauhund legt noch immer zu wie ein Golf GTI ab 100. Und Vollgas ist immer eine gefährliche Sache: Noch nach dem Schalten in den dritten Gang bleibt eine F40-Duftmarke aus schwarzem Gummi-Abrieb zurück, und die kleinen Nackenschläge bei jedem Beschleunigen sind ein gutes Training für Starfighter-Piloten.
Dabei kann man ich einmal sagen, dass die beiden Turbolader sich mit 1,1 bar Ladedruck an der Menschheit vergehen. Sie setzen eigentlich weich ein und früh. Aber 478 PS, das sind eben auch nur 150 PS weniger als ein Formel 1-Ferrari. Und 1.100 F40-Kilo sind eigentlich nicht viel. Aber mit dem Eigentlich, das hatten wir schon…..
Fünftes Gebot (von der Akustik)
Sage was du zu sagen hast
6.000 Touren, zirka Tempo 260, noch rund 1.500 Touren oder 60 km/h entfernt vom Fixpunkt der Hölle. Der Ferrari-Mann neben mir schrie: „Ein GTO ist lauter.“ – „Wie bitte?“ – Der Rest ging im Lärm unter…
Genauer: untenrum klingt der V8 voluminös, nicht so metallig-kratzig wie andere Ferrari, dann beginnen langsam die konzertanten Töne der gesamten Mechanik, obenrum spielt jedes Ventil und jedes Rädchen eine eigene Kadenz, die Plexiglas-Lamellen der Motorhaube schlackern. Zusammen macht das: „Ein GTO ist lauter“
Sechstes Gebot (vom Handling)
Sei ein tapferer Italiener
Der F40 ist ein Hecktriebler. Der F40 hat 478 PS. Manchmal regnet es auch dieser Welt. Die Welt ist böse. Wir wollen beten….. Das Fahren beginnt mit dem Lenken. Doch der F40 lenkt wie kein zweiter. Nicht wirklich zäh, aber etwas kraftraubend (nix Servo). Und direkt. Uuuuhhh. Der Maßstab des Lenkens beim F40: Ein Millimeter am Lenkrad sind zwei Kilometer in der Natur……. Und ein Millimeter zuviel am Gaspedal sind drei Pirouetten in der Wiese. Und ein Millimeter auf dem Bremspedal (nix Servo) sind „und schon stehen wir“.
Siebtes Gebot (vom Komfort)
Du sollst hart sein wider deinen Nächsten
Der Indianer kennt keinen Schmerz. Er kennt die Attacken seiner Wildpferde. Nur: ein F40 vibirert mehr. Der perfekte Massage-Salon. Miriam im „Roten Teufel“ könnte das nie vollbirngen, was dieser rote Vibrator schafft. Und die Kieselsteine kommen alle zu dir herein, sie kneifen und zwicken, wenn der F40 sich nicht gerade aus einem Schlagloch erhoben hat, weil die Federung (Federung?) nicht Herr geworden ist. Aber: Niemand wird zum F40-Fahren gezwungen…
Achtes Gebot (vom Alltag)
Mache deinen Herrn zum Sklaven
Sagen wir mal so: Der F40 ist kein typisches Stadtauto. Rennen ist ihm lieber als Einparken. Da muss man nicht so lange die Kupplung treten, folglich werden die Frequenzen der Wadenkrämpfe kürzer und auch das Klicklack des Schaltens geht flüssiger aus dem Handgelenk. Von der Übersicht wollen wir gar nicht reden: Der F40 ist für den Blick nach vorne gebaut und sonst gar nichts.
Neuntes Gebot (von der Ausstattung)
Sei ein Asket und leg die Filzpantoffel an
Wir turnen hinein in die Welt des nackten Kevlar ohne Teppich und Luxus, schwingen über den Barren der Eingangspforte, sinken hinab in die rote Nussschale von Sitz, blicken auf das Allernötigste (fünf Instrumente, zwei Schalter für Lüftung und Heizung, Lenkrad, Schaltstock, Ende), das von grauem Filz liebevoll umgarnt ist, ziehen die papierenen Türen mit Seilzug ins Scharnier und fragen uns noch mal: sagten wir Filz und nackt und Seilzug? Und es ist bestimmt kein getunter Trabbi?
Zehntes Gebot (vom Bezahlen)
Verkaufe Deine Haut teuer
650 Millionen Lire klingen besser als 444.000 Mark, 20, 30 oder 40 Liter Sprit-Konsum im Schnitt machen jeden Tankwart happy, und überhaupt ist alles unbezahlbar. Das Gute daran für die Auserwählten ist: Bald wird man eine Million Deutschmark und mehr für einen F40 bieten und der Verbrauch ist immer noch derselbe.
Wir haben gelernt: Der Ferrari F40 ist ein Straßen-Rennwagen und kein italienischer Porsche 959 .
Fazit: Es gibt Antworten, da fehlen einfach die richtigen Fragen.