Diese Nase! Diese Augen!
Der Alfa 159 soll den erfolgreichen 156 ablösen. Ende September kommt der Mittelklassewagen als viertürige Limousine, 2006 folgen Kombi und Cabrio.
Manche Dinge können die Italiener einfach besser: Espresso brühen und schöne Autos bauen. Das gilt natürlich vor allem für Ferrari und Lamborghini, aber auch für Alfa Romeo. Schon der 156 erhielt bei seinem Debüt vor acht Jahren unzählige Design-Auszeichnungen. Das wird bei seinem Nachfolger, dem 159, kaum anders sein.
Obwohl er mit 4,66 Meter Länge (plus 22 Zentimeter) deutlich zugelegt hat, büsste der Neue nichts von der Eleganz seines Vorgängers ein. Im Gegenteil: Der 159 fasziniert mit charakterstarker Nase und aggressivem Augenaufschlag. Alfa-Romeo-Chef Karl-Heinz Kalbfell (56) betont jedoch, dass bei der Entwicklung nicht nur das Design, sondern vor allem die Verarbeitungsqualität eine wichtige Rolle spielte: «Wir messen uns diesbezüglich an BMW und Audi.» Der Deutsche, erst seit Anfang Jahr im Amt, weiss, wovon er spricht. Schliesslich war er zuvor 23 Jahre bei BMW und zuletzt vier Jahre bei der BMW-Luxustochter Rolls-Royce tätig.
War es also nur ein Zufall, dass Alfa zur Probefahrt des neuen 159 nach München bat? «Wir fürchten uns nicht vor der Höhle des Löwen», meint Kalbfell lächelnd. Nach den ersten Manövern in der Münchner Innenstadt eine positive Überraschung: Im Gegensatz zum Vorgänger verfügt der Alfa 159 mit 11,1 Metern endlich über einen vernünftigen Wendekreis. Ich fahre die 2,4-Liter-Dieselversion – und werde nie darüber im Ungewissen gelassen: Man hört es leider gut, aber man spürt es auch – positiv! Das Drehmoment (400 Nm) und damit die Kraftentfaltung sind beeindruckend.
Weniger imposant – trotz klar grösserer Abmessungen – ist das Platzangebot auf den hinteren Sitzen. Kalbfell gesteht nach einigem Herumdrucksen: «Stimmt. Aber wir arbeiten dran. Wir werden die Vordersitze anders formen, damit es hinten mehr Kniefreiheit gibt.»
Sonst braucht er nicht mehr viel zu ändern. Das Fahrwerk gefällt mit sportlicher Note, die Bremsen hinterlassen einen kräftigen Eindruck, das manuelle Sechs-Gang-Getriebe lässt sich präzise schalten. Ob der Alfa 159 qualitativ mit BMW und Audi mithält? Nach dem ersten Fahreindruck schon. Doch schlüssig kann das erst nach einem Test beantwortet werden. Die Preise sind noch nicht fixiert, dürften aber zwischen 37´000 (1.8 TS) und 57´000 Franken (3.2 V6) liegen.