Fiat 500: Der Zwerg groovt
Eine simple Retro-Kiste? Von wegen: Mit dem Fiat 500 zeigen die
Italiener, dass sie es kleinwagenmäßig noch drauf haben - und dass die
Masche des Ur-Cinquecento auch nach 50 Jahren noch zieht.
Nun also wieder 500. Modern, aber mit schwer historischem Akzent. Der
kulleräugige Fiat will der Konkurrenz mal wieder so richtig heimleuchten -
und ab dem 6. Oktober ein Stück Italien auch über die Alpen zu den
deutschen Händlern bringen.
Der 500 setzt einen emotionalen Kontrapunkt zu nutzorientierten
Kopfgeburten. Auf der verbreiterten, modifizierten Plattform des Panda,
mit dem er im polnischen Tichy vom Band läuft. Subjektiv hat der mit
dem etwa gleich großen Panda ungefähr so viel gemein wie mit seinem
luftgekühlt schnarrenden Zweizylinder-Urahn aus den Fünfzigern.
Kein oberflächlicher Retro-Blender
Das zeigt er bereits in der Einfach-Ausstattung Pop für rund 10.500 Euro.
Stabile Bügelgriffe in Chrom statt labbriger Klappmechanik, dumpfes
Türploppen statt Dünnblech-Scheppern. Der 500 ist kein oberflächlicher
Retro-Blender, übersteht Spaltmaß-Kontrollblicke ebenso wie prüfendes
Fingerdrücken oder festen Griff.
Auf festen Griff verzichten die schaumstoffgepolsterten, ausreichend groß
geschnittenen Standardsitze zwar, dafür nimmt ihr Verstellbereich
Kleinwagen-Novizen die Angst vor Kauerstellung oder klaustrophobischer
Beklemmung. Nur hinten klemmt es ein wenig. Vorn hingegen schlüpft
man lässig hinein, der 500 passt wie ein Lieblings-T-Shirt.
Zart wie Crema
So strömt der 69-PS-Fiat durch die Stadt. Ein Koffein-Flash ist nicht zu
befürchten, denn die Basisversion ist schmeichlerisch wie Milchschaum.
Die elektromechanische Lenkung dreht sich sämig, nach Druck auf den
City-Knopf startet der Servomotor allerdings schon bei scharfem
Angucken.
Beim Fahren verzichtet der Standard-500 auf fordernde Härte und
breitbeiniges Claim-Abstecken. Sein sanftmütiges Fahrwerk hält den
Insassen Unebenheiten vom Leib, beginnt erst bei dicken Brechern zu
pumpen. ESP ist im Gegensatz zu den sieben Airbags (inklusive Knie-
Airbag) nur beim 100-PS-Benziner Serie, ansonsten optional.
Der Top-Benziner atmet und dreht zwar heißblütiger als der untenrum
gemächlich nölende 1,2-Liter, missfällt jedoch durch verzögertes
Ansprechen. Als gleichmäßiger Drehmomentlieferant empfiehlt sich der
heisere Diesel. Antreibend wie Espresso doppio: die Sport-Ausstattungen.
Sie nehmen den Piloten mit direkterer Lenkung und straffer Federung
sowie einer anschärfenden Sport-Taste in die Pflicht.
Pic's:
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