Sponsor A Child – World Vision

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Marcolinho
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Re: Sponsor A Child – World Vision

Beitrag von Marcolinho »

Kinder sind hilfsbedürftig und unschuldig
Dieser Werbeerfolg lässt sich folgendermaßen erklären: Kinder gelten grundsätzlich als besonders schutz- und hilfsbedürftig, als unschuldig und unpolitisch. Die Patenschaft vermittelt den SpenderInnen das Gefühl, diesem einen Kind in seiner Not persönlich weiterhelfen zu können. Dadurch entsteht eine engere persönliche Bindung und ein (scheinbar) direkterer Zugang zu der Welt des Hilfebedürftigen. Der finanzielle Erfolg der Kinderpatenschaft liegt zudem in der langfristigen Bindung der Paten. Denn wer lässt schon gerne ein Kind auf halbem Weg in ein besseres Leben im Stich. Der moralische Druck, die Spende aufrecht zu erhalten, ist wesentlich höher, als bei anderen Unterstützungsformen. Im Vergleich dazu ist die Werbung für die eigentlich unterstützten Projekte, also in der Regel für Erwachsene oder gar sehr alte Menschen, weitaus schwieriger. Sie sehen nicht so niedlich und unschuldig aus, wie die zur Auswahl stehenden Patenkinder. Sie passen nicht in das Schema von Überlegenheit - Unterlegenheit, mit dem Erwachsene oft Kindern begegnen und der Norden dem Süden gegenübertritt.



Kommunikation auf Augenhöhe?
Unsere Erfahrung in der Projektarbeit zeigt deutlich, wie schwierig eine gleichberechtigte Kommunikation zwischen uns als "Überbringer der Spendengelder" mit unseren PartnerInnen vor Ort ist. Der strukturelle Unterschied ist immens, obwohl wir als Organisation eine wesentliche Pionierarbeit in der Übertragung von Entscheidungen in die betroffenen Länder geleistet haben. Unsere Kommunikation findet mit erwachsenen PartnerInnen statt, die über jahrelange Erfahrung in der Projektarbeit verfügen. Sie sind diejenigen, die entscheiden, wie sich Projekte und Dorfgemeinschaftsprogramme entwickeln. Einige Patenschaftsorganisationen betrachten die ausgewählten Kinder als Botschafter des Projektes oder die Kommunikation zwischen Patenkind und Spender als interkulturellen Dialog. Das halten wir für völlig unrealistisch, und im Interesse der Kinder auch nicht für wünschenwert. Ein z.B. sechsjähriges Kind kann die komplexe Situation seines Heimatdorfes noch nicht begreifen. Und ob es die Aufgabe des Patenkindes mit den dazugehörigen Verpflichtungen wirklich freiwillig eingeht, ist mehr als fraglich.



Entwicklungspolitische Bildungsarbeit beispielsweise in Afrika
Welches Bild wird vermittelt, wenn Kinder "katalogartig" auf Internetseiten und in Werbeprospekten auswählbar sind? Wenn die Hilfe für einzelne Kinder in der öffentlichen Darstellung als die scheinbar einzige Option in den Vordergrund gerückt wird? Eine ausführliche Studie zur öffentlichen Darstellung der großen Patenwerke hat Frau Prof. Dr. Anette Scheunpflug von der Universität Erlangen-Nürnberg erarbeitet. Sie kritisiert insbesondere die katalogartige Darstellung von Patenkindern in der Werbung einzelner Organisationen als ethisch problematisch: Schließlich sollte Kindern aufgrund ihrer generellen Schutzbedürftigkeit und nicht aufgrund individueller Merkmale geholfen werden. Ein zweiter Kritikpunkt der Studie ist, dass einige Organisationen die Patenkinder unangemessen in den Vordergrund stellen, wo doch auch bei ihnen der Großteil der Projektarbeit in Stärkung von Gemeinwesen besteht. (Insbesondere in Werbebotschaften) Dadurch entsteht ein verkürztes Bild der Entwicklungszusammenarbeit, das den eigenen Beitrag überbewertet und strukturelle Fragen vernachlässigt, lautet das Resümee der Wissenschaftlerin.In der Schweiz erhalten Patenschaftsorganisationen wie World Vision oder Plan nicht das von der Stiftung ZEWO verliehene Spendensiegel. Die ZEWO empfiehlt den Schweizer SpenderInnen: "Verzichten Sie zum Schutz des Kindes auf Einzelkinderpatenschaften. Übernehmen sie lieber eine Projekt-, Länder- oder Themenpatenschaft. So helfen Sie Menschen, die Ihnen besonders am Herzen liegen, auf eine gute Art nachhaltig." (aus den Spenderempfehlungen der ZEWO zum Thema Patenschaften im Ausland). Das der ZEWO entsprechende DZI in Deutschland sieht das Spannungsverhältnis zwischen Patenschaft und Projektarbeit ebenfalls. Es plädiert jedoch dafür, den konkreten Einzelfall zu betrachten und nicht pauschal einen ganzen Bereich abzulehnen.
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